Das sagt die Presse...


Von der Vision zur Umsetzung von da-sein.de

Cordelia Wach ist eine der Porträtierten im Rahmen der Ausstellung Träumer - Visionäre - Macher. Oldenburger Portäts der VHS Oldenburg.

"Träumer - Visionäre - Macher"

Aus Anlass ihres Jubiläums präsentiert die Volkshochschule Oldenburg die Ausstellung "Träumer - Visionäre - Macher. Oldenburger Porträts" mit 35 ausdrucksstarken Persönlichkeiten aus Oldenburg, die ihre Geschichte erzählen. Ziele, Träume und die dahinter steckenden Motivationen sind Themen dieser eigens konzipierten Ausstellung.

 

Im Interview berichtet die Initiatorin von da-sein.de, Cordelia Wach, von ihren persönlichen Lebenszielen und dem Weg zur Idee der Online-Beratung für trauernde und lebensverkürzt erkrankte Jugendliche und junge Erwachsene.

Ihr Interview ist unter diesem Link abrufbar und startet ab Minute 06:40

 

 23.12.2016 |  Oeins


"Nicht schweigen, schreiben!" - heute.de

Du bist nicht allein mit deiner Angst: das ist die Botschaft des Online-Portals "da-sein.de", das trauernden oder kranken Jugendlichen beisteht. Für ihr Engagement werden die meist ehrenamtlichen Berater mit dem Deutschen Bürgerpreis ausgezeichnet. (Foto: dpa)

heute.de: Sie und Ihr junges Team betreiben eine Online-Begleitung für Jugendliche und junge Erwachsene in Trauer- und Sterbesituationen. Wie kamen Sie auf die Idee?

Cordelia Wach: Ich habe einfach gemerkt, dass junge Betroffene sehr selten zu Trauergesprächen kommen, die unser Haus vom Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Oldenburg anbietet. Dabei sind auch sehr viele junge Menschen von schwerer Krankheit und Trauer betroffen. Ihnen wollten wir mit dem Aufbau einer Online-Plattform helfen und zeigen, dass wir da sind für sie, dass sie nicht allein sind in einer extrem schweren Situation. Seit 2013 gibt es unser Angebot; bislang haben wir etwa 400 Menschen begleitet.

 

heute.de: Wie können Sie konkret helfen?

Wach: Wir leisten Trauer- und Sterbebegleitung. Das heißt, dass sich junge Ratsuchende bei uns anonym und kostenfrei melden können und wir ihnen schnell einen E-Mail-Kontakt zu einem möglichst gleichaltrigen Gesprächspartner aus unserem Team vermitteln. Die Schüler, Auszubildenden und Studenten im Alter zwischen 16 bis 26 Jahren arbeiten ehrenamtlich bei uns.

 

heute.de: Für die jungen Helfer ist das eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe in einem hochsensiblen Themenumfeld. Wie schwer wiegt die Last?

Wach: Die Verantwortung ist eindeutig groß, ja. Aber wir lassen sie damit auch nicht allein. Bevor sie als Online-Berater starten, werden sie geschult. Außerdem begleiten wir zwei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen des Projekts die Jugendlichen online sehr eng. Das heißt: Ich lese alles mit; das kommunizieren wir auch klar und offen. Bevor unsere Berater eine E-Mail an einen Ratsuchenden abschicken, lese ich da einmal drüber und gebe ein Feedback. Wenn sich zeigt, dass das emotional sehr bewegend ist, dann treffe ich mich auch mal mit einem unserer Berater und wir sprechen über das Thema. Einmal im Monat trifft sich außerdem das gesamte Team, wo alle ihre Erfahrungen miteinander teilen können. Zudem gibt es eine regelmäßige Supervision. Das entlastet.

 

heute.de: Was motiviert die jungen Ehrenamtlichen vor allem?

Wach: Sie sagen uns, dass sie das Gefühl haben, auch viel zurückzubekommen. Vor allem das Gefühl, hilfreich zu sein. Die jungen Hilfesuchenden geben oft als Feedback, dass sie froh sind, nicht mehr schweigen zu müssen, sondern schreiben zu können. Und dass sie das Gefühl haben, verstanden zu werden. Da wird nicht an Komplimenten gespart.

 

heute.de: Wo stößt das Online-Projekt "da-sein.de" an seine Grenzen?

Wach: An Grenzen stoßen wir in der Regel, wenn zu unseren Kernthemen noch weitere hinzukommen, etwa Suizid-Gedanken oder selbstverletzendes Verhalten der Ratsuchenden. Ein Tod im nahen Umfeld ist für Menschen generell, aber besonders für junge Menschen, ein existenzielles, einschneidendes Erlebnis. Da wird sehr viel mit hochgespült.

 

heute.de: Das heißt?

Wach: Wenn jemand zum Beispiel sehr depressiv ist, können wir keine Therapie machen. Da können wir nur versuchen, Brückenangebote zu suchen. Das heißt, wir recherchieren Hilfsangebote vor Ort und empfehlen die den Leuten.

 

heute.de: Wie viele Nachahmer-Projekte gibt es inzwischen?

Wach: Es gab immer mal wieder Anfragen, aber letztlich haben die Interessenten es noch nicht geschafft, ihr Projekt zu realisieren. Das ist ein steiniger Weg, weil es nicht refinanziert ist durch die Krankenkassen. Wir finanzieren uns nahezu ausschließlich über Spendengelder.

 

13.12.2016| Marcel Burkhardt, heute.de


Radiointerview beim NDR

Im Rahmen der NDR Benefizaktion "Hand in Hand für Norddeutschland", stellen unsere Peer-Onlineberaterin Carolina und Teamleiterin Cordelia Wach die Arbeit von da-sein.de vor.  

 

Im Dezember 2016 sind insgesamt 3.294.913,80 Euro an Spenden zusammen gekommen, die zu 100 Prozent dem Deutschen Hospiz- und PalliativVerband e. V. (DHPV) mit seinen Organisationen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg zugute kommen werden.

09.12.2016 |  NDR


Trauerbegleitung im Internet - NDR.de

Das junge Team der Internet-Plattform DA-SEIN.de trifft sich regelmäßig, um über ihre Fälle zu sprechen. Insgesamt arbeiten 27 Ehrenamtliche und zwei Hauptamtliche für die Online-Trauerbegleitung.

Trauer, Tod und Sterben - das ist allgegenwärtig im Leben - natürlich auch im Leben von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Um sie zu erreichen, hat die Stiftung Hospizdienst in Oldenburg ein ganz besonders Angebot geschaffen: Im Internet können sich die jungen Menschen ganz anonym in ihrer Trauer begleiten lassen. Und das nicht von irgendjemandem, sondern von Gleichaltrigen. Eine von den jungen Trauerbegleitern ist Carolina. Eigentlich studiert sie. Nebenbei arbeitet die 26-Jährige für die Plattform <link start _blank die jugend-onlineberatung der stiftung hospizdienst>DA-SEIN.de. Ein Beratungsangebot für trauernde und sterbende Jugendliche und junge Erwachsene im Internet.

Einfühlungsvermögen hilft bei Antwort-E-Mails

Auf das Angebot aufmerksam geworden ist sie durch einen Aufruf am schwarzen Brett in der Universität. Sie hatte sofort Lust mitzumachen. Bei dieser Form des Ehrenamtes müsse ein innerer Impuls kommen, sagt sie. Seit eineinhalb Jahren ist Carolina nun schon dabei und sie ist immer noch motiviert. Die 26-Jährige spricht mit fremden Personen über deren Sorgen, Ängste und Nöte. Und sie berät sie per E-Mail. Wie auch ein anscheinend junges Mädchen, die Carolina eine E-Mail schreibt:

 

"Hey, das ist meine letzte Chance. Alle wollen, dass ich rede, aber ich will nicht reden. Da sie eh nichts verstehen. Mich nicht verstehen. Nicht verstehen können. Wie sollen sie auch. Ich weiß nicht, ob ihr mich verstehen könnt. Aber ich hoffe es. Wo soll ich nur anfangen? Am besten da wo alles angefangen hat. Am Tag, an dem meine Schwester gestorben ist. Es war ein Unfall!"

 

Wenn Carolina so eine E-Mail bekommt, dann denkt sie oft lange nach, bevor sie antwortet. Denn das Wichtigste sei, so Carolina, sich für die Formulierung Zeit zu nehmen. "Wir können nichts zurückholen", sagt sie. "Das, was da steht, das steht dann da!" Deshalb müssen sich die ehrenamtlichen Berater genau überlegen, was sie schreiben:

 

"Hallo. Ich danke dir für deine Mail und dein Vertrauen von deiner herausfordernden Situation zu schreiben. Deine Worte berühren mich sehr. Ich kann deinen Schmerz nur erahnen, aber ich finde, dass du ihn so gut beschrieben hast, dass ich glaube, einen guten Eindruck davon bekommen zu haben." 

 

Unterstützung von den Hauptamtlichen

Es ist eine emotional aufreibende Angelegenheit. Nicht nur für die Hilfesuchenden, eben auch für die Ehrenamtlichen. "Auch wir werden nicht allein gelassen", sagt Carolina. "Die hauptamtlichen Mitarbeiter der Stiftung Hospizdienst fangen uns auf, sie sprechen mit uns über das, was uns beschäftigt und sie schauen immer nochmal über die Emails. Sie geben Feedback, ob das Antwortschreiben so abgeschickt werden kann."

 

Die Idee der Trauerbegleitung für Jugendliche

Die Idee für die Trauerbegleitung im Internet hatte Cordelia Wach von der Stiftung Hospizdienst. Sie hatte festgestellt, dass in den Beratungsgesprächen eher Erwachsene Hilfe gesucht haben. Wach will aber auch die Jugendlichen erreichen. Und deshalb war für sie naheliegend: Jugendliche halten sich viel im Internet auf und möglicherweise kann man dort ein Angebot schaffen, um sie in der Trauer zu begleiten. Das Angebot wird gut angenommen. Derzeit betreut das Hospizteam 28 Jugendlichen online. Die hilfesuchenden jungen Menschen können sich sicher sein: Sie bleiben anonym, sie entscheiden selbst, was und wie viel  sie von sich preis geben. Und: Ihre Trauerbegleiter haben Schweigepflicht.

 

09.12.2016 |  NDR.de - Trauerbegleitung im Internet


Radiointerview beim Oeins

Unsere Peer-Onlineberaterin Merle berichtet beim lokalen Radiosender Oeins davon, was es bedeutet, bei da-sein.de mitzuarbeiten und warum das sogenannte "Peer-Prinzip" so hilfreich für die Schreibenden ist.

 

07.12.2016 |  Oeins


Caritas-Sozialpreis geht an Oldenburger Hospizdienst

Freuen sich über Caritas-Sozialpreis: Prälat Peter Kossen (v.l.), Gerlinde Lampe (Vechta-Langförden), Sabine Menkhaus (Vechta), Björn Thedering (Emstek), Sarah M. (Oldenburg) [Nachname aus Gründen der Anonymität gekürzt] und Caritasdirektor Dr. Gerhard Tepe. (Foto: Kattinger)

Online Projekt ist eine von vier Preisträgern

Cloppenburg-Stapelfeld //  Oldenburg / Emstek / Vechta 22.11.2016 - Prälat Peter Kossen und Landes-Caritasdirektor zeichnen Ehrenamtliche aus dem Oldenburger Land aus. Den dritten Preis hat die Oldenburger Online-Beratung www.da-sein.de in Trägerschaft des Hospizdienst Oldenburg erhalten. Junge Menschen ab dem Alter von zwölf Jahren werden dort in Lebenskrisen von anderen jungen Menschen per Mail beraten. Bisher ist die im Jahr 2013 ins Leben gerufene Initiative bundesweit einzigartig. 30 Ehrenamtliche zwischen 15 und 27 sind derzeit in der Onlineberatung tätig.
Mit weiteren Caritas-Sozialpreisen wurden in der Katholischen Akademie Stapelfeld ausgezeichnet der Verein „Hilfe bei Krebs“ aus Vechta, die Flüchtlingsarbeit der Gemeinde Emstek und der Lepra-Arbeitskreis aus Vechta-Langförden. Alle Gruppen setzen sich seit vielen Jahren ehrenamtlich für andere Menschen ein.

 

 

        22.11.2016 | Diakonie im Oldenburger Land,  dw-ol.de


Trauerarbeit mit Jugendlichen auf Augenhöhe - radiobremen.de

Bei der Online-Plattform da-sein.de helfen junge Menschen wie Sascha anderen Jugendlichen bei der Bewältigung ihrer Trauer. (Foto: Alexander Drechsel)

Oldenburg. Online zu sein ist für viele junge Menschen fester Bestandteil des eigenen Lebens. Was aber, wenn der Tod eine Freundin oder einen Freund, einen Elternteil, einen engen Angehörigen aus dem Leben reißt oder junge Menschen selber lebensbedrohlich erkranken? Selbst in diesen schwierigen Phasen gibt es Hilfe im Internet. Hinter der Online-Plattform da-sein.de stehen 27 junge Ehrenamtliche aus Oldenburg und dem Umland, im Alter zwischen 16 bis 25 Jahren. Sie schreiben Gleichaltrigen, geben Mut und begleiten. Aus ganz Deutschland finden im Jahr etwa 150 Menschen Unterstützung bei den Peers, wie sich die Ehrenamtlichen nennen. Das Projekt wurde jüngst für den Deutschen Bürgerpreis nominiert.

 

Eigener Schicksalsschlag als Motivation zu helfen

"Der Tod meines Vaters hat mein Leben komplett umgeworfen." Sascha ist einer der älteren Peers. 2012 suchte er nach dem Tod seines Vaters das Gespräch in der Stiftung Hospizdienst Oldenburg, die auch da-sein.de trägt. Seit 2014 arbeitet Sascha ehrenamtlich für die Online-Plattform. "Weil ich weiß, wie es ist, wenn jemand stirbt und man nicht unbedingt Unterstützung bekommt. Deshalb wollte ich selber für andere da sein." 

 

Peers werden über zwei Monate geschult

Motivation alleine reicht jedoch nicht. Das weiß auch Sascha. Zwei Monate lang wurden der Student, seine 22 Kolleginnen und vier Kollegen immer wieder in der Freizeit geschult. Sie lernten das Einmaleins der Onlineberatung, Mails richtig zu lesen und zu beantworten sowie im Dialog strukturiert Lösungsansätze zu entwickeln. Was dann folgte, war eine enge Begleitung durch erfahrene Profis: Anfangs wurde jedes von Saschas Schreiben noch einmal genau angeschaut, bevor es an die Hilfesuchenden abgeschickt wurde. Mittlerweile arbeitet Sascha autark. Aber einmal im Monat trifft sich das Team von da-sein.de und bespricht offene Fragen.

Eine Frage taucht dabei immer wieder auf: Was, wenn die Peers keine Antwort erhalten? "Da fragt man sich schon, war meine Antwort nicht so toll?", sagt Sascha. Man müsse jedoch akzeptieren, dass Menschen ihre Gründe haben, warum sie nicht antworten. "Im Idealfall geht es dem Menschen gut."

 

Die Anonymität des Internets kann helfen

Das Internet als Werkzeug in der Trauerarbeit für junge Menschen. Cordelia Wach hat diese Idee entwickelt, 2013 die Online-Plattform ins Leben gerufen und arbeitet in Teilzeit für die spendenfinanzierte Stiftung Hospizdienst Oldenburg. "Ich werde häufig gefragt, ist es denn so wirksam wie eine Begleitung von Angesicht zu Angesicht?" Natürlich fielen ohne persönliche Begegnung viele Dinge weg, aber dafür kämen andere dazu, sagt die 48-Jährige.

 

Schreiben dient inneren Prozessen

"Schreiben dient der Verarbeitung und Klärung von inneren Prozessen", sagt Wach. Für einen Teil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen sei es einfacher, über Trauer zu schreiben, als über sie zu sprechen. "Jungs und junge Männer tun sich ein bisschen schwerer, über Trauer zum Beispiel in der Schule oder mit Freunden zu reden."

Neben Trauer sind Ängste ein Thema für da-sein.de. "Gerade bei Menschen, die eine lebensverkürzende Erkrankung haben, gibt es den Wunsch, das Umfeld mit den eigenen Ängsten zu verschonen", so Wach. Mit Hilfe des Online-Portals können sie sich diese Ängste von der Seele schreiben. Sie kommunizieren mit Gleichaltrigen auf Augenhöhe – das schafft Vertrauen.

Sascha begleitet im Moment einen Klienten, schreibt ihm etwa zwei oder drei Mal in der Woche. "Ich nehme mir zwei Stunden Zeit, um zu antworten." Er gebe keine Tipps. Dafür habe er viel zu wenig Einsicht in das Leben seines Gegenübers und kenne nur dessen Sicht. Bei da-sein.de gehe es um Wertschätzung und Beistand, erklärt Sascha. Eben da sein und antworten.

Diskretion als Basis für Vertrauen

Mehr sagt Sascha nicht. Diskretion wird bei da-sein.de ganz groß geschrieben. Sie schafft das notwendige Vertrauen – und schützt auch die Peers. Sie werden nur beim Vornamen genannt, damit sie nicht in den sozialen Medien oder anderswo im Netz von ihrem ehrenamtlichen Engagement eingeholt und über Gebühr beansprucht werden.

 

Sensible Nachrichten bleiben auf Servern

Auch der Dialog selbst ist geschützt. Sämtliche elektronische Kommunikation zwischen Peers und Hilfesuchenden läuft über spezielle Server. Es werden keine E-Mails mit sensiblen Informationen durch das Netz gejagt. Die gesamte Korrespondenz verlässt die Server der Plattform nicht. Wenn eine neue Nachricht dort abgelegt wird, bekommen Peer oder Klient lediglich eine E-Mail-Benachrichtigung. Spätestens nach sieben Tagen kommt von da-sein.de eine Nachricht. Ruhe und Sicherheit mitten im hektischen Internet.

 

da-sein.de soll wachsen

Wach will das Angebot von da-sein.de erweitern. "Ich denke sehr viel über die Situation junger Geflüchteter in Deutschland nach. Sie haben so viel mit Tod und Sterben zu tun gehabt in ihrem jungen Leben." Auch sie würden ein Angebot wie da-sein.de nutzen, ist sich Wach sicher. "Deshalb ist es mein ganz großer Wunsch, perspektivisch Peers in unserem Team zu haben, die neben Deutsch auch die Sprachen der jungen Geflüchteten sprechen. Ich bin mir sicher: Es wird uns gelingen, die Plattform dafür zu öffnen." 

        18.11.2016 | Alexander Drechsel,  radiobremen.de


Oldenburg eins lokalsender - Radiointerview in der Sendung VOR ORT

Foto: Jörg Hemmen

Oldenburg. Am 17.08.2016 war Cordelia Wach zu Gast in der Sendung  VOR ORT – Das Magazin der Volkshochschule Oldenburg zu Kultur und Gesellschaft. Im Interview mit Anna Drosdrowska spricht sie über www.da-sein.de – der Jugend-Onlineberatung der Stiftung Hospizdienst Oldenburg.

 

>> Zum Radiobeitrag 


Da ist jemand, der zuhört

Trauerportal: Alles sagen dürfen, ohne mitleidige Blicke, Ratlosigkeit oder gut gemeinte Ratschläge zu ernten: Auf dem Internetportal „da-sein.de“ können Jugendliche mit speziell geschulten Gleichaltrigen über Trauer und Angst reden. (Foto: A. Wilken)

Oldenburg. Verena sagt: „Für meine Antworten lasse ich mir immer viel Zeit und denke lange darüber nach, was ich schreibe.“ Die 21-Jährige antwortet Jugendlichen, die sich per Mail an sie wenden, weil sie trauern. Um ein Familienmitglied oder einen Freund, der gestorben oder schwer erkrankt ist. Oder weil sie selbst eine unheilbare Krankheit haben. „Oft wollen Jugendliche ihre Familie nicht mit ihren Gefühlen belasten“, weiß Verena, die ehrenamtlich für „da-sein.de“ arbeitet.

„Daher tut es ihnen gut, Trauer und Angst mal ganz ungefiltert äußern zu können, ohne Rücksicht nehmen zu müssen.“  „Uns hatte zum Beispiel eine 17-Jährige geschrieben, die an Knochenkrebs erkrankt war und sich viele Gedanken über ihre Familie gemacht hat“, erzählt Cordelia Wach, die Initiatorin und Koordinatorin des Online-Angebots. „Wir haben die junge Frau dann per Mail sechs Monate lang bis zu ihrem Tod begleitet.“ 

 

 

Peers sind gut vorbereitet

Keine leichte Aufgabe für die „Peers“, so nennen sich die ehrenamtlichen Mail-Begleiter, die zwischen sechzehn und fünfundzwanzig Jahre alt sind. „Aber wir werden in der Schulung und bei den Treffen auf solche Situationen vorbereitet“, sagt Verena, die wie alle Peers nur ihren Vornamen nennt. „Bei den Kontakten kommt viel zurück, und ich freue mich über den Austausch. Zu merken, ich kann für jemanden da sein und etwas bewirken, ist schön.“

Seit März 2013 besteht das Internetportal als kostenloses Angebot für Jugendliche und junge Erwachsene ab etwa zwölf Jahren. Ein Team aus ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Ambulanten Hospizdiensts Oldenburg kümmert sich um die Anfragen. Über die hochverschlüsselte Plattform verläuft der E-Mail-Kontakt komplett anonym.

„Tod und Trauer beschäftigen Jugendliche sehr, aber es gibt auch viele Tabus“, erklärt Cordelia Wach. „Wenn es um große Gefühle wie Trauer geht, sind die Eltern für Jugendliche oft keine Ansprechpartner, auch wenn sie eigentlich ein gutes Verhältnis zueinander haben. Freunde können dagegen nur schwer damit umgehen, wenn man Gefühle zeigt. Das Internet ist ideal, um junge Leute zu diesem Thema zu erreichen“, findet Wach. Auch weil sich Trauer- und Selbsthilfegruppen oft eher an Erwachsene richten und es für viele Jugendliche nicht leicht ist, ohne Führerschein und eigenes Auto überhaupt in die nächste Stadt zu kommen, um dort eine Gruppe zu besuchen. Das Internet ist dagegen immer „geöffnet“: An „da-sein.de“ kann man sich ohne festen Termin wenden, auch mitten in der Nacht, vom Computer, vom Tablet oder vom Handy aus.

 

Einfach nur zuhören

Dass Gleichaltrige die Anfragen beantworten, schafft einen Kontakt auf Augenhöhe. „Ich habe selbst Erfahrungen mit Trauer gemacht“, sagt Verena, deren Eltern eine Landwirtschaft betreiben. „In meinen Antworten will ich vermitteln: Ich bin da und höre zu.

Ich glaube, es ist oft schon eine Erleichterung, aufzuschreiben, was einen bewegt, und dann auf ‚Senden‘ zu klicken.“ Dabei gibt es kein richtig oder falsch, wenn es um Trauer geht: „Ich habe selbst erlebt, dass Trauer ein langer Prozess sein kann“, so die Studentin. „Das Umfeld denkt schon längst wieder an andere Dinge, während man selber noch nicht abgeschlossen hat.“

„Trauer hat keine Logik“, bestätigt Cordelia Wach. „Auch viel später können noch Gefühle hochkommen.“ Für das Ehrenamt hat Verena eine Schulung durchlaufen, in der Informationen rund um Sterben, Tod und Trauer vermittelt werden, aber auch darüber, wie man auf die Jugendlichen eingeht. Zudem steht die Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie auf dem Plan.

„Wenn jemand gerade erst eine Trauererfahrung bewältigt hat, wäre es zu früh, um bei uns mitzumachen“, sagt Cordelia Wach, die als hauptamtliche Trauerbegleiterin beim Ambulanten Hospizdienst und Kinderhospizdienst Oldenburg die Freiwilligen betreut, sie in ihren Mail-Kontakten berät und unterstützt.

Manchmal gehen Mails über Monate hin und her, andere Fragesteller melden sich nur ein einziges Mal. „Es gehört zur Arbeit dazu, nicht zu wissen, wie es mit den Mailpartnern weitergeht, wenn der Kontakt plötzlich abbricht“, sagt Cordelia Wach. Generell bietet das Online-Angebot eine Begleitung an, keine Therapie, wie Wach betont: „Wenn Ratsuchende über die Mails hinaus Hilfe brauchen, können wir sie weitervermitteln. Im Grunde ist Trauer aber eine sinnvolle, gesunde Reaktion, um eine Situation zu verarbeiten.“ 

 

"Wir bräuchten noch mehr junge Männer"

Cordelia Wach, hauptamtliche Trauerbegleiterin sowie Initiatorin und Koordinatorin, erläutert, nach welchem Prinzip das Internetportal „da-sein.de“ funktioniert.

 

An wen richtet sich das Angebot, und wie wird es genutzt?

Zielgruppe sind junge Leute ab etwa zwölf Jahren, die trauern oder sich mit einer lebensbedrohlichen Krankheit auseinandersetzen müssen. Sie können uns anonym und kostenlos mailen und sich mit einem Ehrenamtlichen aus unserem jungen Team austauschen. Fragesteller müssen keinerlei Angaben zur Person machen. Auf „Da-sein.de“ gibt es zudem eine virtuelle Gedenkseite, und wir sind auf Facebook und Youtube vertreten. Auf Anfrage kommen wir auch in Schulen und informieren über das Internetportal sowie die Themen Sterben, Tod und Trauer.

 

Was bedeutet die Arbeit für die Ehrenamtlichen?

Nach der Schulung bespreche ich mit den Ehrenamtlichen, auch Peers genannt, welche Mail-Begleitungen sie übernehmen möchten. Die Jugendlichen, die sich an uns wenden, sollten innerhalb einer Woche eine Antwort bekommen. Für die Peers gibt es regelmäßig eine Supervision. Einmal monatlich treffen wir uns, deswegen kommen alle Ehrenamtlichen aus Oldenburg oder der näheren Umgebung. Zurzeit sind es 22 Frauen und zwei Männer ab 16 Jahre, die teils noch zur Schule gehen, teils studieren oder arbeiten.

 

Was ist für die Zukunft geplant?

Wir überlegen, auch einen Chat einzurichten, unseren Auftritt auf Facebook zu erweitern und eine App anzubieten. Daneben sind Schulungen für interessierte Lehrer in Planung. Schön wäre es, wenn wir mehr junge Männer als Peers dabei hätten, denn wir bekommen auch viele Anfragen von Jungen.

 

20.05.2016| Antje Wilken, LAND & Forst Nr.20


Mails helfen durch die Trauer - Über die Homepage da-sein.de unterstützen Jugendliche Gleichaltrige

Die 21-jährige Sarah ist Peer-Begleiterin bei da-sein.de.

Oldenburg. Diagnose Knochenkrebs. Marie (Name von der Redaktion geändert) ist 15, als sie diese Nachricht erhält. Nach außen will sie sich für ihre Familie stark zeigen. Doch auch sie hat Angst. Um über diese Angst zu reden, wendete sie sich an da-sein.de. Wer Tod und Trauer erlebt, braucht einen Ansprechpartner. Die Webseite da-sein.de ist eine Plattform, an die sich Jugendliche und junge Erwachsene wenden können. Hier bekommen sie Hilfe. Und zwar von Gleichaltrigen. 25 Jugendliche und junge Erwachsene arbeiten derzeit ehrenamtlich als Peer- Begleiter beim Evangelischen Hospizdienst Oldenburg, der die Webseite anbietet. Sie helfen den Betroffenen per Mail durch die schwere Zeit. Über zwei Monate ging der Kontakt bei Marie. „Sie hat uns noch einen Abschiedsbriefe geschrieben“, erinnert sich Cordelia Wach, die Teamleiterin von da-sein.de. Wach ist der erste Kontakt für alle, die bei da-sein.de Hilfe suchen. Sie vermittelt die Klienten dann an einen der Peer-Begleiter. Zu ihnen gehört auch Sarah. Die 21-jährige Studentin betreut seit zwei Wochen ihre erste Klientin. „Es ist wichtig, dass wir zuhören und deutlich machen, es ist okay, wenn du traurig bist“, erzählt Sarah. Wie alle Peer-Begleiter nennt sie nur ihren Vornamen. Cordelia Wach ergänzt: „Wir sind da und signalisieren, wir halten das aus. Wir haben keine Angst vor den existenziellen Fragen.“ Das sei für die Betroffenen ein wichtiges Signal. Denn oft hätten sie das Gefühl, mit niemandem über ihre Trauer oder ihre Ängste vor dem Tod sprechen zu können. Ihre Familien wollen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht noch mehr belasten. 

 

Trauer braucht klare Sprache

Bei Todesfällen werde in den Familien oft nicht ausreichend mit den Jugendlichen darüber gesprochen, schildert Wach aus ihrer Erfahrung. „Es ist wichtig, Trauer und Tod in unserer Gesellschaft zu einem weniger verschwiegenem Thema zu machen“, betont die Onlineberaterin. Dabei hilft auch eine deutliche Sprache. „Wir müssen die Dinge klar benennen“, sagt sie. Besser „Suizid“ und „ist gestorben“ sagen als „du hast jemanden verloren“. Denn denjenigen kann man nicht wiederfinden. Die Ehrenamtlichen werden auf ihre Aufgabe als Peer-Begleiter gezielt vorbereitet. Empathie zeigen, aber nicht mitleiden – Das lernen die 16- bis 25-Jährigen in ihrer Schulung. Regelmäßig findet Supervision statt. „Es ist wichtig, dass die Helfer sich nicht selbst überfordern“, betont Wach. Deshalb macht sie bei jedem Erstkontakt auch klar deutlich, was da-sein.de leisten kann. „Die Betroffenen wissen, dass sie auf jede Nachricht innerhalb von sieben Tagen eine Antwort bekommen“, berichtet sie. Das sei mehr wie Briefe schreiben. Doch den Betroffenen reiche es oft schon, die Nachricht zunächst einmal geschrieben zu haben. Das können sie über die Homepage zu jeder Tages- und Nachtzeit. „Wir versuchen dann zeitnah zu antworten“, ergänzt Sarah. Denn sie weiß: Die Betroffenen geben ihren Peer- Begleitern einen großen Vertrauensvorschuss. Für sie sind sie wichtige Austauschpartner. „Danke, dass du mir zuhörst“ oder „Mit eurer Hilfe fällt meine Trauer leichter“, diese Sätze finden sich auf der Homepage. „Wir bekommen viel zurück“, weiß Wach. Die Nachfrage nach dem Online- Begleitangebot ist groß. 2013 ging die Webseite an den Start. Zehn bis 20 Neuregistrierungen zählt Wach heute pro Monat. Bis zu 45 Begleitungen laufen gleichzeitig. Vom 11- bis zum 26-Jährigen sind alle Altersgruppen vertreten. Die meisten Klienten kommen aus der Region. Aber mittlerweile fanden Begleitungen in allen 16 Bundesländern statt. Das Angebot ist völlig anonym, und die Peer-Begleiter sind zur Verschwiegenheit verpflichtet. Den Betroffenen gibt das das Vertrauen, ganz frei von ihrer Trauer oder ihrem Sterben und den Ängsten zu schreiben. „Meist berichten sie schon in der ersten Mail ganz konkret, worüber sie reden wollen“, erzählt Wach. „Es ist ganz wichtig, dass wir nicht so tun, als könnten wir Lösungen anbieten“, berichtet Sarah über ihre Rolle. Es geht um das Zuhören, den Austausch.

 

 

22.11.2015| Kerstin Kempermann, Evangelische Kirche


Online-Begleitung bei Trauer und Tod - Radiobeitrag

Oldenburg. Die Online-Begleitung für trauernde und sterbende Jugendliche wird über die Web-Adresse www.da-sein.de angeboten. Cordelia Wach ist Initiatorin und Betreuerin des Internet-Portals da-sein.de. Im Gespräch mit Antje Thielking und Thomas Cziepluch erzählt sie über ihre Arbeit in der Online-Begleitung von trauernden und sterbenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

 

                                                                                                                                        13.11.2015| KR 55


Mails begleiten zurück ins Leben - NWZ Online

Wenn ein geliebter Mensch stirbt, gerät die Welt mitunter komplett aus den Fugen. Online-Begleiter stehen in dieser schweren Zeit bei.

Oldenburg. Wohin mit dem Schmerz? Die Freundin bringt sich um, der Bruder verunglückt, die Großmutter stirbt, der Arzt informiert über eine lebensbedrohliche Krankheit. Manchmal reißt ein Todesfall oder eine schlimme Diagnose ein Loch ins Leben, durch das man alleine nicht durchkommt. Dann sollte jemand da sein, der hilft, mit dem Verlust oder der Angst umzugehen, der sich Zeit nimmt und der Trauer in all ihren Facetten Platz bietet.

 Und diese Menschen gibt es. Wenn das Reden im persönlichen Umfeld schwerfällt, finden Trauernde bis 25 Jahre Begleitung auf der Internetseite da-sein.de des Ambulanten Hospizdienstes und Kinderhospizdienstes Oldenburg. Sogenannte Peers (der englische Begriff „peer“ steht für gleichaltrig oder auch kollegial), ehrenamtliche, geschulte Mitarbeiter, helfen per Mail, den Weg zurück ins Leben zu finden. „Schreiben statt schweigen“ lautet das Motto des Angebots.

 

Klare Worte wählen

Die Idee hinter dem Peer-Konzept: Als Ansprechpartner auf Augenhöhe sind die Begleiter besonders gut in der Lage, Denken und Fühlen, Alltag und Herausforderungen der jungen Trauernden nachzuvollziehen. Dass das klappt, zeigen Einträge auf der Webseite wie diese: „Ihr habt meiner Freundin geholfen, als wir alle nicht mehr weiter wussten. Ihr macht die Welt glücklicher“ oder „Mit eurer Hilfe fällt meine Trauer leichter. Vielen Dank für dieses Geschenk“.

Nach einem Trauerfall kommen oft ganz viele Konflikte hoch, die Welt gerät mitunter komplett aus den Fugen, weiß Cordelia Wach, Teamleiterin von da-sein.de. Sie betreut die Peers, berät sie in den Mail-Kontakten und gibt Hinweise für das Schreiben: Keine Scheu vor deutlichen Worten, besser „Suizid“ und „ist gestorben“ verwenden als „du hast jemanden verloren“. Das würde assoziieren, man könne den Menschen auch wiederfinden. „Die Befangenheit bei dem Thema Tod ist groß genug, wir sollten das klar benennen“, sagt die Hospiz-Mitarbeiterin.

Regelmäßig gibt es eine Supervision, einmal monatlich trifft sich die Gruppe in Oldenburg und jeder Peer berichtet über die Menschen, die er begleitet. Oberstes Gebot dabei ist die Vertraulichkeit. „Alle unsere Mitarbeiter stehen unter Schweigepflicht“, betont Wach.

 

Trauernde gemobbt

Zurzeit arbeiten 21 Peers für da-sein.de, im September/Oktober startet ein neuer Kurs, der auf die Online-Begleitung vorbereitet. Sehr gerne hätte Cordelia Wach mehr männliche Begleiter im Team, derzeit sind es nur drei. Da viele Nutzer zwischen 14 und 17 Jahre alt sind, ist der Bedarf an jungen Peers groß.

Der Austausch mit geschulten Begleitern sei deshalb so wichtig, weil es bei vielen Menschen eine große Unsicherheit gebe, wie man Trauernden begegnet, sagt Wach. So fühlen diese sich oft allein. Mitunter reiche das Unverständnis so weit, dass verzweifelte Jugendliche von Schulkameraden gemobbt und als „Heulsuse“ oder schlimmer beschimpft werden.

Die ehrenamtlichen Helfer versuchen herauszufinden, was ihre Klienten brauchen. Viele plagen Schuldgefühle, etwa weil sie kurz vor dem Tod eines Freundes keinen Kontakt mehr zu ihm hatten oder weil sie die Familie nicht mit der eigen Trauer belasten wollen. „Wir können die Situation nicht schönreden, aber vermitteln: ,Du hältst das aus, wir sind für dich da‘“, sagt die Begleiterin Julia (27).

                                                                   02.06.2015| Irmela Herold, NWZ Online


Jugendliche helfen Jugendlichen beim Trauern - NDR.de

Oldenburg. "Mit eurer Hilfe fällt meine Trauer leichter. Vielen Dank für dieses Geschenk." "Ihr habt meiner Freundin geholfen, als wir alle nicht mehr weiter wussten. Ihr macht die Welt glücklicher." Dies sind Nachrichten, die Jugendliche auf der Website da-sein.de hinterlassen haben. Hier können sich Kinder und Jugendliche Hilfe holen, wenn es ihnen schlecht geht - weil die Mutter gestorben ist, ein enger Freund oder weil sie selbst sterbenskrank sind. Und das bei Gleichaltrigen. 21 Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren arbeiten derzeit ehrenamtlich beim Evangelischen Hospizdienst Oldenburg als sogenannte Peer-Begleiter: Per E-Mail helfen sie anderen, Trauer und Schmerz zu bewältigen, sind Ansprechpartner, wenn Eltern oder Freunde nicht mehr weiterhelfen können.

 

Peer-Begleiter haben klare Vorgaben

Der Kontakt zu Menschen im selben Alter macht es Kindern und Jugendlichen oft leichter, über ihre Sorgen und Probleme zu sprechen. Projektleiterin Cordelia Wach teilt einem Jugendlichen, der Hilfe sucht, einen Peer-Begleiter zu. "Sie hat oft schon eine grobe Einschätzung, wer zu welchem Klienten passen könnte", sagt Sascha. Der Student ist seit eineinhalb Jahren ehrenamtlicher Trauerbegleiter. Klienten - das ist der offizielle Sprachgebrauch. Für die Trauerbegleitung gibt es klare Regeln. Dazu gehört auch, dass die Peer-Begleiter stets nur ihren Vornamen nennen.

 

Betreuung läuft über Monate

Dass Begleiter und Klient sich gut verstehen und einander vertrauen, das ist wichtig, denn die Betreuung geht oft über Monate. Im Schnitt schreibe Sascha sich gut ein Dreivierteljahr E-Mails mit einem Klienten: "Es gibt da keine zeitliche Begrenzung. Wir begleiten so lange, wie es der Klient möchte." Den jugendlichen Peer-Begleitern verlangt das oft viel ab. Trauer und Schmerz sind nicht leicht zu verkraften. Man müsse schon eine gewisse innere Stärke mitbringen, um die Last des anderen mittragen zu können, sagt Sascha. Er selbst betreut Jugendliche, die trauern, weil ein Angehöriger oder ein Freund gestorben ist. Andere wiederum haben regelmäßigen E-Mail-Kontakt mit todkranken Jugendlichen, die versuchen ihr eigenes Sterben zu bewältigen. Manchmal schläft der E-Mail-Verkehr ein - weil der Jugendliche keine Hilfe mehr braucht, gelernt hat, mit seinen Gefühlen umzugehen. Manchmal aber bleiben E-Mails aus, weil der Hilfe suchende Jugendliche gestorben ist. Auch damit müssen Peer-Begleiter fertig werden. 

 

Schulung hilft, die richtigen Worte zu finden

Unterstützung bekommen sie dabei vom Evangelischen Hospizdienst Oldenburg. Wer Peer-Begleiter werden möchte, muss zunächst eine Schulung absolvieren. Darin lernen die Jugendlichen zum Beispiel, die richtigen Worte zu finden, wenn sie die erste E-Mail an einen neuen Klienten schreiben. Was schreibt man jemandem, der im Sterben liegt und Angst hat? Ein Modell dient als Anhaltspunkt. "Aber das ist nur für den Einstieg gedacht", sagt Sascha, "das entwickelt sich dann später ganz anders und ist immer individuell." Standardantworten gibt es keine, doch lernen die Jugendlichen zunächst an praktischen Beispielen, wie sie Mails an Trauernde verfassen können. Auch das Thema Suizid spielt eine Rolle. "Was für mich in der Schulung prägend war, war das Selbsterfahrungswochenende", erinnert sich Sascha. "Da ging es um die eigenen Grenzen und eigene Erfahrungen mit Tod und Trauer und wie man damit umgehen würde. Man lernt sich da selber sehr gut kennen und weiß hinterher, wo die eigenen Grenzen sind und wie weit man gehen kann."

 

Trauerbegleiter tauschen sich regelmäßig aus

Einmal im Monat treffen sich die jugendlichen Trauerbegleiter, um unter Anleitung ihre aktuellen Fälle zu besprechen. Der Inhalt der E-Mails ist vertraulich, doch haben die Jugendlichen hier die Möglichkeit, sich selbst Hilfe zu holen. "Wir versuchen, Probleme zu klären", sagt Sascha. Hier können die Peer-Begleiter über alles sprechen, was sie selbst belastet, "damit man das nicht immer mit sich rumträgt."

        20.02.2015 | Jessica Holzhausen, NDR.de


Ehrensache: Zwei Jugendliche, der Tod - und ganz viel Sensibilität - NWZ Online

Sich weiterbilden, neue berufliche Perspektiven entdecken, soziale Kontakte knüpfen – einfach mal über den Tellerrand schauen: Die Gründe, sich ehrenamtlich zu engagieren, sind vielfältig. NWZonline gibt in der Serie "Ehrensache" einen Einblick in die ehrenamtlichen Tätigkeiten der Menschen der Region.

Oldenburg. Weihnachten steht vor der Tür, als ein 17-jähriges Mädchen sich dazu entschließt, diese Mail zu schreiben:

„Mein Name ist Marie. (…) Vor etwa zwei Jahren haben die Ärzte Knochenkrebs bei mir diagnostiziert. (…) Ich habe Angst. Große Angst.“

Marie hat nicht nur Angst: Sie sorgt sich auch um ihr Umfeld. Denn niemand soll merken, wie es wirklich im Innern der sterbenskranken Jugendlichen aussieht. Angst. Ungewissheit.

Vor ihrer Familie und ihren Freunden möchte sie nur die starke Marie mimen.

 

„Anfangs ist es eine fragile Beziehung“, sagt Thilo. Der 18-Jährige ist ehrenamtlich als sogenannter Peer-Begleiter im Einsatz. Er gehört zu einem 20-köpfigen Team des Evangelischen Hospizdienstes Oldenburg, das sowohl trauernden als auch sterbenden Gleichaltrigen aus ganz Deutschland per E-Mail zur Seite steht, für eine unbestimmt lange Zeit eine Beziehung zu ihnen aufbaut. An genau dieses Team hat sich Marie auf www.da-sein.de gewandt. Hat ihr Innerstes preisgegeben. Wie reagiert man auf so eine Mail? Wie kann ein junger Mensch einem anderen, der mit solch einem Schicksalsschlag fertig werden muss, die Hand reichen, das Gefühl geben: „Du bist nicht allein.“?

Ein Jahr ist es her, dass Thilo bei der vierwöchigen „da-sein“-Schulung gelernt hat, die richtigen Worte für solche Antwort-Mails zu finden. Die richtigen Worte: Die sind von schwerwiegender Bedeutung bei der Online-Trauerbegleitung. „Ein Gespräch ist einmalig“, erklärt Thilo den Unterschied zur „Face-to-Face-Beratung“. Eine Mail dagegen können die "Klienten" (auch diese Wortwahl haben die Peer-Begleiter in der Schulung gelernt) immer wieder lesen. Auch, wie oft er schreibt oder welche Aspekte er aufgreift, hat Thilo in der Schulung gelernt. Ebenso den Umgang mit dem Thema „Suizid“.


„Ich will meine Schwester nicht gehen lassen, ich brauche sie. Wir brauchen sie alle.“

 

Jan, Maries Bruder, der sich ebenfalls an da-sein gewandt hat


Wie lange der Mail-Kontakt dann besteht, ist unterschiedlich. Seinen längsten Kontakt mit einer Klientin hat Thilo seit vergangenem Juni. Zwei bis drei Mails schreiben beide jeweils pro Woche. „Das ist eine riesige Menge“, sagt Thilo. Es gebe auch andere Fälle, in denen hilfesuchende Jugendliche sich zum Beispiel nach zweimaligem Kontakt nicht mehr zurückmelden. Diese Erfahrung hat Thilo selbst gemacht. Der Umgang mit solch einem plötzlichen Kontaktabbruch ist gar nicht so leicht. „Wenn jemand einfach nicht mehr schreibt“, erzählt er, „dann ist es schwierig, wenn man nicht gesagt bekommt, warum der andere nicht mehr schreibt. Dann bleibt man im Ungewissen. Man fragt sich selbst, woran es liegen könnte.“ Am besten wäre die Begründung: Der Person geht es gut. Sie braucht die Online-Begleitung nicht mehr. – Oder aber, man stellt sich die Frage, ob man die Person selbst verprellt habe. Ein Nährboden für Selbstzweifel.

 

Doch die ehrenamtlichen Begleiter werden nicht allein gelassen. Seit der Gründung von „Da Sein“ vor zwei Jahren kommen alle Peers einmal im Monat im Ambulanten Hospizdienst in der Haarenenschstraße 62 zusammen, um sich unter Anleitung auszutauschen. Jeder stellt dann den anderen seinen aktuellen Fall vor. Zwar stehen alle Peers unter Schweigepflicht; aber die Beratung und der Austausch des Teams untereinander sind wichtig. Wo stoßen die Peers an ihre eigenen Grenzen? Wo könnten Lösungsansätze liegen? „Das ist befreiend“, findet Thilo.

 

 

                                                                                         17.02.2014 | NWZ online


Ministerin zeichnet junge Online-Trauerbegleiter aus - NWZ Online

Sonderpreis aus Hannover für Ambulanten Evangelischen Hospizdienst

Die Online-Trauerbegleitung des Hospizdienstes wurde in Hannover geehrt: Es freuten sich (von links) Teamleiterin Cordelia Wach, Thilo, Tim und Sascha (Team der jungen Trauerbegleiter). Allen gratulierte Ministerin Cornelia Rundt.(Bild: Tom Figiel)

Oldenburg/Hannover. Digitale Trauerberatung von jungen Menschen für junge Menschen: Bei der Vergabe der Niedersächsischen Gesundheitspreise ging ein Sonderpreis nach Oldenburg – und zwar an die Stiftung Evangelischer Hospizdienst für ihre Online-Trauerbegleitung und -beratung speziell von jungen Menschen für junge Menschen. Es seien besonders herausragende Konzepte, die an diesem Tag geehrt würden, sagte Niedersachsens Sozial- und Gesundheitsministerin Cornelia Rundt. Sie gratulierte der Projektverantwortlichen Cordelia Wach und deren Team.

 

Das Projekt „www.da-sein.de: Schreiben statt Schweigen – Online-Begleitung für trauernde und sterbende junge Erwachsene bis 25 Jahre“ überzeugte die Jury in Hannover – und für das Team des Evangelischen Hospizdienstes gab es einen mit 2000 Euro dotierten Sonderpreis.

 

In dem ausgezeichneten Projekt kümmert man sich um trauernde oder sterbende junge Menschen. Die sogenannte Peer-Onlinebegleitung „www.da-sein.de“ nimmt diese Gruppe in den Blick. Die Plattform bietet den Betroffenen eine anonyme und kostenfreie Online-Begleitung durch ehrenamtliche Begleiterinnen und Begleiter im Alter von 17 bis 26 Jahren.

 

Die Gleichaltrigen begleiten sie dort per Mail in ihrer Trauer, wenn ein wichtiger Mensch in ihrem Leben gestorben ist oder wenn die jungen Menschen selbst eine lebensbedrohliche Diagnose erhalten haben.


Wenn die Seele Zuhörer braucht - NWZ Online

Junge Leute beraten trauernde Jugendliche online und anonym

Angesiedelt ist die Plattform beim Ambulanten Hospizdienst. Viele Ehrenamtliche Helfer sind dort im Einsatz. (Bild: Antje Wilken)

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Oldenburg. Seit März 2013 können sich Jugendliche und junge Erwachsene an das Online-Projekt www.da-sein.de wenden. Gleichaltrige begleiten sie dort per Mail in ihrer Trauer, wenn ein wichtiger Mensch in ihrem Leben gestorben ist oder wenn die jungen Menschen selbst eine lebensbedrohliche Diagnose erhalten haben.

 

Das Team, bestehend aus ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Ambulanten Hospizdiensts, arbeitet kostenlos. Tim, einer der ehrenamtlichen Online-Begleiter, erklärt: „Die Jugendlichen, die uns schreiben, wissen meist nicht weiter, sie wissen nicht, an wen sie sich sonst wenden sollen. Die Schreiber trauern um Verwandte oder Freunde, oder sie sind selbst schwer krank. Sie haben das Gefühl, dass niemand sie versteht, dabei brennt ihnen so viel auf der Seele.“

 

Tim ist seit Anfang 2014 bei da-sein.de dabei. „Ich glaube, dass es jungen Leuten leichter fällt, online Hilfe zu suchen und über ihre Trauer zu sprechen, als sich zum Beispiel für ein persönliches Gespräch beim Hospizdienst anzumelden“, erklärt der 26-Jährige. „Wir arbeiten anonym, man muss also keinen Namen, nicht einmal Alter oder Geschlecht angeben, wenn man nicht möchte. Und man kann uns zu jeder Zeit und von jedem Ort aus per Computer oder Smartphone anmailen.“

 

Tim, der wie die übrigen ehrenamtlichen Online-Ansprechpartner nur seinen Vornamen verrät, ist berufstätig. Andere studieren oder gehen noch zur Schule.

 

Cordelia Wach, hauptamtliche Trauerbegleiterin beim Ambulanten Hospizdienst und Kinderhospizdienst, war 2012 noch für die Kulturetage am Projekt „Perspektivenwechsel“ beteiligt. Dabei beschäftigten sich Jugendliche speziell mit den Themen Leben, Tod und Trauer. Aus „Perspektivenwechsel“ ging da-sein.de hervor.

 

Auftritt neu gestaltet

In diesem Frühjahr wurde der Online-Auftritt überarbeitet. „Wir haben die Seite interaktiver gemacht, sprechen die Jugendlichen nun noch direkter an“, so Wach. „Jetzt kann jeder auf da-sein.de eigene Gedanken äußern.“

 

In den Kontakten selbst gehe es nicht nur um Trauer. „Wir wenden uns ja an 14-, 15-, 16-Jährige. Gerade in dem Alter passiert so viel, man entdeckt seine eigene Identität, es geht ums Erwachsenwerden.“

 

Tim als ehrenamtlicher Online-Begleiter ergänzt: „Die Jugendlichen schreiben zum Beispiel über Ess- und Schlafstörungen, Selbstverletzungen, Missbrauch und Suizidgedanken.“ Er sei zwar kein Psychologe, aber könne den Fragestellern Halt geben und zuhören. „Niemand muss durch solch eine Situation alleine durch.“

 

Zu der ehrenamtlichen Tätigkeit kam der 26-Jährige, weil ihn die Hospizarbeit interessiert. „Jeder von uns Peers hat eigene Erfahrungen mit Trauer gemacht“, erklärt er. Das Wort „Peer“ kommt übrigens vom Begriff Peergroup, gemeint ist eine Gruppe von Gleichaltrigen.

 

Vor Beginn der Mitarbeit absolviert jeder Ehrenamtliche eine spezielle Schulung. Es geht darum, wie man die Jugendlichen anspricht, um Informationen rund um Sterben, Tod und Trauer allgemein, aber auch um die Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie, um festzustellen, ob man der Aufgabe gewachsen ist.

 

Regelmäßige Treffen

 Cordelia Wach betreut die Freiwilligen und berät sie in ihren Mail-Kontakten. Regelmäßig gibt es eine Supervision, einmal monatlich trifft man sich. „Wir bieten Begleitung, nicht Therapie“, betont die 46-Jährige. Wenn jemand weitergehende Hilfe brauche, könne man aber an zuständige Stellen vermitteln.

 

Wie oft Peers und Fragesteller miteinander in Kontakt treten, sei sehr unterschiedlich, sagt Tim: „Einige mailen uns regelmäßig, teilweise täglich über Monate hinweg, andere nur ein einziges Mal.“

 

Am Anfang sei das Online-Angebot ein „Sprung ins kalte Wasser“ gewesen, so Cordelia Wach. „Heute wissen wir, dass wir gebraucht werden.“ „Mutmacher“ nennen einige Besucher im Gästebuch das Team.

 

                                                              22.08.2014 | Hans-Werner Kögel, NWZ Online


„HelferHerzen – Der dm-Preis für Engagement“: Das Projekt www.da-sein.de des Ambulanten Hospiz-dienstes/Kinderhospizdienstes Oldenburg gehört zu den Preisträgern 2014

Die Onlineberatungsplattform www.da-sein.de ist mit dem „dm-Preis für Engagement“ ausgezeichnet. Der Einsatz für trauernde Jugendliche erfährt durch diesen Preis eine besondere Anerkennung. Der Ambulante Hospizdienst bedankt sich bei allen Unterstützern und freiwilligen Helfern.

Große Bürgerresonanz: 9.175 Anmeldungen

dm-drogerie markt rief im Frühjahr gemeinsam mit seinen Partnern Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU), Deutscher Kinderschutzbund Bundesverband e. V. (DKSB) und Deutsche UNESCO-Kommission e. V. (DUK) zur Teilnahme an der Initiative „HelferHerzen – Der dm-Preis für Engagement“ auf. 9.175 Menschen in ganz Deutschland folgten dem Aufruf und schlugen ehrenamtliche Helfer und Organisationen vor oder reichten ihre Projekte ein. Über die Sommermonate tagten mehr als 700 Juroren deutschlandweit in 148 regionalen Sitzungen und wählten mehr als 1.100 Engagierte und Initiativen aus, die mit dem dm-Preis gewürdigt werden. Dafür stellt dm eine Summe von 1,1 Millionen Euro zur Verfügung.

 

Vorbildlich in die Gesellschaft wirken

Mit der Initiative „HelferHerzen – Der dm-Preis für Engagement“ möchten die Partner ihre Wertschätzung zeigen und das Bewusstsein bei allen Bürgerinnen und Bürgern für die gesellschaftlich wertvolle Leistung der Ehrenamtlichen steigern. Das Projekt www.da-sein.de engagiert sich für junge Menschen bis 25 Jahre in Krisen, die durch Trauer- und Sterbeerfahrungen ausgelöst wurden.

 

                                                       31.07.2014 | dm-markt Pressemitteilung


Wenn junge Menschen trauern - Weser Kurier

Bremen. Wenn Jugendliche trauern, fehlt ihnen häufig jemand, mit dem sie offen reden können. Hier will die Internetplattform www.da-sein.de helfen. Sie bildet sogenannte Peer-Begleiter aus, mit denen die Trauernden anonym mailen können. Die Bremerin Annuschka ist eine dieser Ehrenamtlichen.

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Eine Geschichte hat Annuschka besonders berührt. Es ist die Geschichte einer 13-Jährigen, die durch einen Unfall ein Familienmitglied verloren hat. Nur kurze Zeit später nahm sich die Mutter des Mädchens das Leben, weil sie den Verlust nicht verkraftete. „Das ist so tragisch, da ist so viel auf einmal passiert. Da fragt man sich: Wie kann eine 13-Jährige damit fertig werden?“. Annuschka Hoeft möchte dabei helfen. Sie will junge, trauernde Menschen unterstützen, indem sie sie per Mail begleitet.

 

Die Bremer Studentin arbeitet ehrenamtlich für das Internetportal www.da-sein.de des ambulanten Hospizdienstes Oldenburg. Das kostenlose Online-Angebot richtet sich an Menschen bis 25 Jahre, die sich wegen Trauererfahrungen in einer Krise befinden. Sie können sich anonym und per Mail an das Portal wenden und bekommen dort Kontakt zu einem sogenannten Peer-Begleiter. Annuschka Hoeft ist eine von derzeit 27 Ehrenamtlichen. „Jeder von uns hat einen oder mehrere Klienten“, sagt sie.

 

„Großer Bedarf“

„In den Mails geht es nicht um eine therapeutische Beratung, die könnten wir auch gar nicht leisten. Ziel ist es, für die Trauernden und ihre Probleme da zu sein und ihnen die Sicherheit zu geben, dass sie über alles schreiben können.“

 

Das Besondere an dem Konzept: Klient und Peer sind etwa gleichaltrig. „Das senkt neben der Anonymität zusätzlich die Hemmschwelle, und außerdem sind jüngere Begleiter viel näher an den Jugendlichen und ihrer Welt“, sagt Cordelia Wach. Die Trauerbegleiterin hat das Konzept für das in dieser Form bundesweit einmalige Internetportal entwickelt. Bei ihrer Arbeit für den Hospizdienst ist sie immer wieder mit jungen Menschen in Kontakt gekommen, die mit Sterbe- und Trauersituationen konfrontiert wurden. Was Cordelia Wach dabei auch gesehen hat: Es gibt kein adäquates, auf das Alter und die Lebenswelt der jungen Menschen zugeschnittenes Angebot. „Man erreicht Jugendliche nicht über die klassischen Anlaufstellen, gleichzeitig gibt es aber einen großen Bedarf. Die Antwort für uns auf dieses Problem waren die digitalen Medien. So ist www.da-sein.de entstanden“, sagt sie.

 

Die Internetplattform ist im März vergangenen Jahres online gegangen. Seitdem haben die Peers mehr als 100 Klienten aus dem gesamten Bundesgebiet begleitet. Der Mail-Kontakt geht meist über mehrere Wochen oder auch Monate. Themen sind die akute Krisensituation, aber auch „ganz normale“ Probleme etwa mit Freunden oder Eltern.

 

Schulung vor dem ersten Einsatz

„Wir beraten nicht, wir begleiten“, betont die Projekt-Koordinatorin. Dafür werden die Peers vor ihrem ersten Einsatz geschult. Sie lernen, wie sie mit schwierigen Situationen umgehen, wie sie die richtigen Worte finden und den Klienten Mut machen. Außerdem treffen sich alle Peers einmal im Monat, um ihre Erfahrungen auszutauschen, und sie lassen sich regelmäßig beraten, wie sie mit belastenden Themen umgehen sollen. Darüber hinaus können sie Cordelia Wach um Hilfe bitten. Zum Beispiel, indem sie mit ihr eine Mail noch einmal durchgehen, bevor sie an die Klienten gesendet wird.

 

Annuschka Hoeft hat als Peer auch für das eigene Leben viel gelernt, vor allem den Umgang mit Trauernden: „Es ist wichtig, Mitgefühl zu zeigen und das auch zu sagen“, sagt sie. „Sehr oft geschieht es aber, dass aus Hilflosigkeit geschwiegen und das Thema bewusst ausgeklammert wird. Die Trauernden haben dadurch das Gefühl, dass sie mit niemandem reden können.“

 

Die Internetplattform www.da-sein.de wird heute von 15.15 bis 16 Uhr auf der Messe „Leben und Tod“ in Halle 6 der Messe Bremen vorgestellt. Nicht-Fachbesucher zahlen als Eintritt einen Aufpreis von fünf Euro auf das Tagesticket für acht Euro.

 

                                                                                         08.05.2014 | Weser Kurier